Industriegeschichte

Ein weiterer Arbeitsschwerpunkt der Darmstädter Geschichtswerkstatt ist das Thema Industrialisierung. Darmstadt mit Industrie in Verbindung zu bringen, fällt auf den ersten Blick schwer, denn Darmstadt bezieht sein Image nach wie vor hauptsächlich aus seiner Geschichte als Residenzstadt des Großherzogtums Hessen-Darmstadt und seiner Kulturtradition. Mathildenhöhe, Künstlerkolonie, Jugendstil, Olbrich und Moller sind Begriffe und Namen, die zur „Glanzseite“ Darmstadts gehören. Aber wenige wissen, dass Darmstadt im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts zu einem wichtigen Industriestandort aufstieg, ein vorbildliches Infrastruktur- und Verkehrsnetz aufbaute und mit der Technischen Hochschule eine international anerkannte Bildungseinrichtung geschaffen hat. Die Vervielfachung der Einwohnerzahl durch den Zuzug von Arbeitskräften veränderte den Charakter und das Bild der Stadt radikal. Ursprünglich in der Stadt angesiedelte Betriebe wie die Firma Merck zogen in das neue Industriegebiet am nördlichen Stadtrand, in der Stadtmitte, im heutigen Carree, wurde eines der ersten Elektrizitätswerke im Deutschen Reich gebaut. Während für die Wohlhabenden neue Wohnvierteln wie das Johannes- oder das Woogsviertel entstanden, verschärften sich in den vorwiegend von Arbeitern bewohnten Gebieten wie in der Altstadt oder im Martinsviertel die sozialen Probleme.

Diese „andere“ Seite der Stadt hat die Darmstädter Geschichtswerkstatt in Kooperation mit Studenten des Instituts für Geschichte der TU Darmstadt in einer Ausstellung gezeigt und bekannt gemacht. Hierzu wurde der Stadtrundgang "Darmstadt als Industriestadt - Arbeit und Alltag um 1900" und eine dazugehörige Broschüre erarbeitet.